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Die Stadt Würzburg feiert im Jahr 2004 ihr 1300jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass planen das Mainfränkische Museum und das Museum am Dom eine Doppelausstellung zum Leben und Wirken Tilman Riemenschneiders, für die Bundespräsident Johannes Rau die Schirmherrschaft übernommen hat.

Die Werke Tilman Riemenschneiders sind zum Inbegriff der mainfränkischen Kunst im Spätmittelalter geworden. Der Bildhauer war seit 1483 in Würzburg tätig und starb dort 1531. Seine neuartige Formgebung und virtuose Bearbeitung verhalfen ihm schon zu Lebzeiten zu großem Ruhm und Ansehen. Bis heute beeindrucken seine Arbeiten durch jenes viel gepriesene „sanfte Sentiment“, das er seinen Gestalten durch eine weiche Modellierung, eine gleichmäßig-fließende Faltengebung der Gewänder und eine typische Prägung der Gesichter verlieh. In seinen Arbeiten spiegelt sich tief empfundene Frömmigkeit, die sich sowohl in der Entstehung großer Altarwerke als auch in kleinformatigen Andachtsbildern niederschlug.

Die Ausstellung im Mainfränkischen Museum wird ihr Augenmerk auf die „Werke seiner Blütezeit“ lenken und einen breit gefächerten Eindruck vom Schaffen Riemenschneiders zwischen 1500 und 1530 geben. Ergänzend zu der 80 Werke umfassenden ständigen Riemenschneider-Sammlung des Mainfränkischen Museums werden rund 50 Leihgaben neue Einblicke in die Gestaltungsweise des Würzburger Meisters geben. Museen, Kirchen und Privatsammler im In- und Ausland, u.a. Amerika, England und der Schweiz, werden sich für die Zeit der Ausstellung von ihren kostbaren Riemenschneider-Figuren trennen. So wird die Ausstellung im Mainfränkischen Museum mit den „Werken seiner Blütezeit“ zu einer eindrucksvollen, in ihrer Zusammenstellung einzigartigen Schau. Das Ausstellungskonzept hat wichtige Befürworter gefunden: Sie wird maßgeblich gefördert von der Würzburger Sparkassenstiftung, der Kulturstiftung der Länder, der Bayerischen Landesstiftung, dem Kulturfonds Bayern, dem Ernst von Siemens Kunstfonds und der Unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken. Museen aus den In- und Ausland haben ihre Leihgaben zugesagt.

Tilman Riemenschneider gehört zu den wenigen Bildhauern der Spätgotik, die ihr Handwerk sowohl in Holz als auch in Stein souverän beherrschten. In der Ausstellung werden nicht nur Nachbauten mittelalterlicher Steinmetz- und Holzschnitzerwerkstätten Einblicke in die unterschiedlichen Arbeitstechniken geben, die Gegenüberstellung von originalen Stein- und Holzfiguren wird auch einen Vergleich von Riemenschneiders persönlicher Handhabung der verschiedenen Materialien ermöglichen.

Der Werdegang Riemenschneiders in Würzburg gleicht einer modernen Erfolgsstory: Frühe Werke wie der Flügelaltar für die Pfarrkirche in Münnerstadt oder Adam und Eva für das Marktportal der Würzburger Marienkapelle begründeten seinen Ruhm. Mit steigender Nachfrage wurde die Werkstatt Riemenschneiders in ihrer Blütezeit zu einem Kunstbetrieb mit mehreren Mitarbeitern, denen Riemenschneider als Organisator vorstand. Gleichzeitig gelangte Riemenschneider zu gesellschaftlichem Ansehen. Er wurde 1504 Mitglied im Unterrat der Stadt Würzburg und bekleidete dort seitdem unterschiedliche Ämter, 1520/21 sogar das des Bürgermeisters. Mit zunehmendem öffentlichem Engagement überließ der Meister die Ausführung der Aufträge mehr und mehr Mitarbeitern. In arbeitsteiligen Werkprozessen konnten Großaufträge wie die berühmten Altarwerke in Creglingen oder Rothenburg entstehen. Die vom Meister entwickelten Figurenanlagen wurden von seinen Mitarbeitern wiederholt, verändert und kombiniert, so dass eine hohe Produktivität auf höchstem künstlerischem Niveau in großer Variationsbreite gewährleistet werden konnte. Reihen von Marien- und Bischofsfiguren werden in der Ausstellung zeigen, wie einmal gefundene Figurenanlagen in der Riemenschneider-Werkstatt über Jahre hinweg wiederholt wurden. Beispielsweise wird der einprägsame Typus des Jünglingsgesichtes bei unterschiedlichen Heiligendarstellungen wiederzuentdecken sein. Und in der Gegenüberstellung ausgesuchter Bildwerke wird der Ausstellungsbesucher die persönlichen „Handschriften“ der einzelnen Mitarbeiter Riemenschneiders erkennen und unterscheiden können.

Die große Zeit Riemenschneiders ging schon einige Jahre vor seinem Tod zu Ende: Weil er im Bauernkrieg mit den Aufständischen sympathisiert hatte, wurde er 1525 auf der Festung gefangen gesetzt. Nach Niederschlagung der Aufstände war das Land verarmt, Mittel für kostspielige Aufträge fehlten. Die meisten Mitarbeiter seiner Werkstatt wanderten ab. Trotzdem arbeitete Riemenschneider weiter. Gemeinsam mit einigen verbliebenen Gesellen fertigte er vor allem Grabdenkmäler und führte Renovierungsarbeiten durch. Über den Tod des Meisters im Jahre 1531 hinaus lassen sich in Würzburg und Umgebung nur noch wenige seiner ehemaligen Mitarbeiter nachweisen. In einer von Reformation und Humanismus geprägten Zeit wandten sie sich nun anderen, neuen Aufgaben zu. Mit den Kleinplastiken eines namentlich bekannten Mitarbeiters Riemenschneiders, Peter Dell d.Ä., wird die Ausstellung in einem Ausblick auf die beginnende Epoche der Renaissance enden. Pressetext

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Tilman Riemenschneider - Werke seiner Blütezeit
Doppelausstellung
„Werke seiner Blütezeit“ im Mainfränkischen Museum Würzburg
„Werke seiner Glaubenswelt“ im Museums am Dom Würzburg
Große Jubiläumsausstellung im Rahmen der 1300-Jahr-Feier der Stadt Würzburg