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Der Kunstverein Freiburg freut sich, die erste institutionelle Einzelausstellung des thailändischen Künstlers Udomsak Krisanamis in Deutschland anzukündigen. In der Ausstellung werden ausschließlich neue Werke gezeigt: Gemälde, Collagen, eine Skulpturengruppe, textbasierte Wandbilder sowie ein „Country Club Shop“  eine Vitrine, in der eine Sammlung seltsamer Gegenstände und Reiseandenken zum Verkauf angeboten werden.

Krisanamis’ Werk wurzelt in Widersprüchen. Sein obsessiver und arbeitsintensiver Malprozess widersetzt sich den glatten Möglichkeiten der postmodernen Kultur. Der Künstler umgibt seine malerischen Abstraktionen mit popkulturellen Zeichen, die die Pole zwischen Ost und West  Armut gegenüber Kapitalismus, lokaler Spiritualismus gegenüber globalisierter Säkularisation  dramatisieren. Die dichten, malerischen Oberflächen seiner Gemälde finden einen ironischen Gegensatz in kurzlebigen und zufälligen Bildern oder Textzeilen, die er unmittelbar aus dem Internet nimmt.

Die Umstände seines persönlichen Lebens spiegeln die Widersprüche seines Werks wider. Krisanamis teilt seine Zeit zwischen Chiang Mai und New York ein und verwehrt sich der gänzlichen Anpassung an die beiden zu seinen jeweiligen Wohnorten gehörenden kulturellen Hintergründe und Sprachen. Tatsächlich ist ein wesentliches Thema seines Werks die Unklarheit: die zähe wie unnachgiebige Materialität der geschichteten Farbe, die Undurchlässigkeit fremder Information in seinen Werken. Seine Kunst „spricht“ verschiedene Sprachen, demonstriert die komplexen Übersetzungsmöglichkeiten und bestreitet so die leichte Lesbarkeit mancher zeitgenössischer Konzeptkunst. Er verwirklicht Walter Benjamins Definition von Übersetzung in dessen Aufsatz „Die Aufgabe des Übersetzers“ (1921) als einen Prozess, der enthüllt, wie verschiedene Sprachen nicht einander fremd sind, sondern a priori und unabhängig von allen historischen Verhältnissen verknüpft in dem, was sie ausdrücken wollen.

Krisanamis ist so etwas wie ein Außenseiter, ein Einzelgänger, der stets unbeirrt seiner eigenen kompromisslosen künstlerischen Entwicklung folgt. Mit seinem idiosynkratischen Ansatz nimmt er eine bedeutende Stellung innerhalb der zeitgenössischen Malerei ein. Die Ausstellung im Kunstverein Freiburg ist eine längst überfällige Gelegenheit, sich mit dem breiten Spektrum – und dem Inhalt seiner Werke zu befassen. Dass die Ausstellung in Europa stattfindet, ermöglicht einen kunstkritischen Blick aus erheblicher Entfernung zum nordamerikanisch-thailändischen Standort seiner Aktivitäten.

Wenn Krisanamis’ Gemälde die handwerkliche Arbeit während des Entstehungsprozesses zeigen, ruft seine neue vielteilige, aus vergrößerten T-Ständern aus dem Golfsport bestehende Skulpturengruppe Assoziationen zu klassischen Freizeitaktivitäten der westlichen Oberklasse hervor. Mit ihren gestauchten Enden, die an Miniaturraketen erinnern, können sie zudem als Symbole für einen aggressiven Kapitalismus gelesen werden. Ein im Internet gefundenes Foto aus 2007 zeigt den Golf-Club-Eingang im vom Krieg gebeutelten Kabul, vor dem ein bewaffneter Soldat Wache steht. Satirisch skizziert die Abbildung den Zusammenprall unterschiedlicher Zivilisationen und ihre verschiedenen Ideologien.

Eine Serie von Wandbildern zitiert provokative Parolen wie Nachrichten in Großbuchstaben „GLOBAL INVESTMENTS“ und „TUSCANY-STYLE CONDOMINIUM“ – im Stil von Schlagzeilen, die Krisanamis ausgeschnitten und ebenfalls als Collagen zusammengefügt auf braunen Pappen verwendet. Neben seinen mit sich selbst beschäftigten Gemälden scheint es, als würden diese Ausrufe in einer Sprache geschrien, die der Rufende selbst nicht versteht. Die Collagen mit den Überschriften sind von abstrakt-expressionistischen Tropfen und Spritzern umgeben. Die melodramatisch wirkende Ausdrucksweise wird durch die Unmittelbarkeit der selbst-dramatisierenden Schlagzeilen rhetorisch.

Die Ausstellung wird von einer Auswahl neuer QuickTime-Filme ergänzt. Das sind kurze, technisch unperfekte, mit einem Camcorder oder Handy gefilmte Loops, die in Chiang Mai und New York entstanden sind. In ihrer Kürze kontrastieren sie mit der Langsamkeit von Krisanamis’ Malerei. Spielerisch und zärtlich beobachten sie die Geheimnisse der täglichen Vergänglichkeit.

Udomsak Krisanamis (*1966 in Bangkok) hatte bereits Einzelausstellungen in folgenden Institutionen: Arnolfini Gallery, Bristol (1998); The Fruitmarket Gallery, Edinburgh (1999); Wexner Center for the Arts, Columbus (2000) und in der Kunsthalle Basel (2003). Seine Werke wurden in bedeutenden internationalen Gruppenausstellungen gezeigt und in verschiedenen einflussreichen Übersichten zeitgenössischer Kunst reproduziert.

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Udomsak Krisanamis
A mindful mission
Kurator: Caroline Käding