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China ist in aller Munde: Wirtschaftlich überholte es in diesem Jahr Deutschland und stieg damit zur drittgrößten Wirtschaftsmacht der Welt auf; nur noch die Volkswirtschaften der Vereinigten Staaten und Japans sind größer. Was die Kunst aus dem Reich der Mitte betrifft, so kennt man hierzulande in erster Linie chinesische Malerei westlichen Stils. Wer sich jedoch für die moderne nationale Malerei (guohua) im heutigen China interessiert, der kann diese jetzt exemplarisch in Köln kennenlernen.

Das Museum für Ostasiatische Kunst präsentiert vom 10. November 2007 bis zum 20. April 2008 erstmals in Europa Zhou Jun (*1955), einen herausragenden zeitgenössischen Vertreter der modernen Malerei chinesischen Stils, der seit 1989 in den Niederlanden lebt. Zhou Jun bedient sich der traditionellen Ausdrucksmittel Pinsel, Tusche und Papier und setzt diese meisterhaft ein. Die Ausstellung gibt mit rund 100 Arbeiten aus den traditionellen Gattungen der Figuren-, Blumen und Vogel- sowie der Landschaftsmalerei einen Einblick in die Entwicklung des Künstlers von den 1980er Jahren bis heute.

Zhou Jun hat sowohl die traditionelle chinesische Ausbildung in der Malerei und der Kunst der Pinselschrift durchlaufen als auch westliche Malweisen studiert. 1971, nach dem Abschluss der Mittelschule, wurde er zunächst in eine Fabrik beordert, wo sein künstlerisches Talent schon bald von den Kollegen erkannt wurde. Er avancierte dort zum Spezialisten für lebensgroße Wandmalereien mit dem Porträt Mao Zedongs, das er auf riesige Fabrikwände aufbrachte. Erst 1978, nach dem Ende der Kulturrevolution, erhielt Zhou Jun die Chance, in Shanghai an der Akademie der Shifan Daxue Kunst zu studieren. Anschließend wurde er zum weiteren Studium der nationalen Malerei an der Zentralen Kunstakademie (Zhongyang meishu xueyuan) in Beijing zugelassen, der renommiertesten Kunstakademie des Landes. Er widmete sich zunächst der Figurenmalerei und entwickelte sich zum Meister der kalligraphischen Linie, die den Gegenstand ausschließlich mit Hilfe der Linie und nicht durch Licht- und Schatteneffekte modelliert.

Die Ausstellung zeigt anhand von Skizzen, Zeichnungen und großformatigen Bildern die Entwicklung des Künstlers von seinen Anfängen im akademischen Stil des sozialistischen Realismus, bis zu seinen "Universen". Diese geradezu futuristisch anmutenden monumentalen Landschaften malt Zhou Jun seit den 1990er Jahren. Mit ihnen gelingt ihm die Befreiung vom Erbe des sozialistischen Realismus und die Anknüpfung an die daoistische Tradition des Tuschespiels. Die "Universen" sind keine realen, sondern innere oder geistige Landschaften, die er in großen Formaten und mehrteiligen Zyklen unter Einbeziehung der Schrift zu menschenleeren, teilweise gespenstisch anmutenden Szenarien gestaltet. Zhou erweist sich hier als Virtuose des Tuschespiels, das er in das Medium einer zeitgenössischen Bildsprache übersetzt.

Der Künstler lebt seit 1989 in den Niederlanden und besucht sein Heimatland China regelmäßig. Er sagt, "Ich bin ein chinesischer Künstler. Ich muss aber nicht in China leben, um ein chinesischer Künstler zu sein." Er empfindet die umtriebige Geschäftigkeit, die den chinesischen Kunstmarkt in den letzten Jahren erfasst und viele seiner Kollegen korrumpiert hat, nicht als erstrebenswert, weil sie vielen Künstlern die Ruhe und Zeit zu intensiver Arbeit geraubt hat. Zhou Jun ist überzeugt, dass Pinsel, Tusche und Papier in der chinesischen Malerei der Zukunft eine beherrschende Rolle spielen werden und keinesfalls als "traditionalistisch" abgetan werden können.

Seit der "Zeng-Mi Ausstellung" die das Museum für Ostasiatische Kunst 2004 zeigte, wurde bundesweit keine zeitgenössische Malerei chinesischen Stils in Museen ausgestellt. Erneut bietet das Museum am Aachener Weiher in Köln jetzt die seltene Gelegenheit, moderne chinesische Kunst exemplarisch zu studieren.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

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Zhou Jun
ein chinesischer Tuschmaler der Gegenwart