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Vom 19. Mai bis 13. August 2006 zeigt das Kunsthaus Zürich das fotografische Gesamtwerk des als Maler zwischen Pop Art und konzeptueller Kunst bekannt gewordenen amerikanischen Künstlers Ed Ruscha (*1937). Die von Ruscha eigenhändig hergestellten Originalabzüge gehen von seinen neusten Projekten zurück bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Ed Ruscha, geboren 1937 in Ohama, Nebraska (USA), gehört zu den einflussreichsten Künstlern seiner Generation. Seit den frühen sechziger Jahren hat er ein malerisches und grafisches Werk geschaffen, das heute weltweiten Ruhm geniesst. Ruscha hat sich selbst jedoch immer als «einen Maler, der auch ein wenig fotografiert» bezeichnet. Seine frühen Schwarzweissaufnahmen alltäglicher Gegenstände und kommerzieller Affichen wurden daher oft als Etüden eines Pop-Malers verstanden. Oder man schloss aus dem seriellen Ansatz und der Verweigerung ästhetisierender Darstellung auf einen Vertreter der Minimal Art oder der Konzeptkunst.

PRÄGEND FÜR JUNGE KÜNSTLERGENERATIONEN Revolutionär und in seiner langfristigen Nachwirkung auf jüngere Künstlergenerationen kaum zu überschätzen, ist Ed Ruschas Verhältnis zur Fotografie. Es ist komplex und ambivalent und seine kraftvolle, originelle fotografische Arbeit ist daher schwer zu definieren. Die amateurhafte Anmutung, das Schnappschusshafte, irritierte die Zeitgenossen. Sujets wie leere Parkplätze oder Tankstellen galten als stereotyp und banal. Die formale Umsetzung war weder rein künstlerisch noch wirklich dokumentarisch. Auch die Präsentationsform – billige, selbst gemachte Foto-Büchlein – brüskierte die Erwartungen an ambitionierte Fotografie. Die Zeitgenossen erkannten, dass Ruschas Fotografie einen wichtigen Schritt in der Kunstgeschichte vollzog, aber erst rückblickend wird sichtbar, wie sie auch die der Geschichte der Fotografie geprägt haben. Ihre Wirkung ist vergleichbar mit dem Einsatz der Fotografie im Dadaismus, Konstruktivismus und Surrealismus, der das formale Repertoire der professionellen Fotografie verändert und erweitert hat.

SCHNAPPSCHUSS, EINFÜHLSAME REPORTAGE, KÜHLE DOKUMENTATION Zunächst noch beeinflusst von Robert Frank, dem äussersten Ausläufer einer Tradition einfühlender Reportagefotografie, kippt die formale und technische Nonchalance bei Ruscha ab den 60er Jahren ins Gegenteil: ins Distanzierte, Objektivierende. Seine fotografische Arbeit orientiert sich nun am Gebrauch der Fotografie in den Wissenschaften oder der Strafverfolgung: nüchternste, teilnahmslose Dokumentation des pur Faktischen, welche gerade durch ihren Verzicht auf gefühlvolle Effekte und durch ihre serielle methodische Strenge eine neue Ebene der Ausdruckskraft erlangt.

VINTAGE PRINTS UND ZEICHNUNGEN Die in Zürich von Tobia Bezzola kuratierte Ausstellung präsentiert zum ersten Mal überhaupt Ruschas fotografische Arbeit in annähernder Vollständigkeit. Anhand der vom Künstler selbst hergestellten Vintage prints kann sie in einmaliger Dichte und Qualität ein dem breiten Publikum noch weitgehend unbekanntes Œuvre vorstellen. Unter den 250 Werken befinden sich 30 Zeichnungen. Im Vergleich mit den Fotos wird deutlich, wie sich Ruscha beider Techniken bedient und sie sich gegenseitig beeinflussen. Zu der mit dem Whitney Museum of American Art, New York, gemeinsam konzipierten Präsentation, die vorher in Paris und anschliessend in Köln gezeigt wird, ist im Steidl-Verlag ein Katalog erschienen.

Unterstützt von der Banca del Gottardo.

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