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»Die grundsätzliche Infragestellung unserer sozialen Realität bis hin zum gezielten Tabubruch und die formale Untersuchung unserer Wahrnehmungswelt, das Ästhetische – das sind die beiden Bereiche der Kunst, die mich persönlich am meisten interessieren und meine Sammlung im Wesentlichen beherrschen.« [Ingvild Goetz]

Die Ausstellung »fast forward« zeigt eine der international renommiertesten privaten Sammlungen der Gegenwartskunst, deren Profil dem Engagement und der besonderen Kennerschaft der in München ansässigen Ingvild Goetz zu verdanken ist. Mit ihrer beeindruckenden Sammlung, deren Ursprünge in den sechziger Jahren liegen, hat sie ein ebenso umfangreiches wie persönliches Panorama der zeitgenössischen Kunst von musealem Rang zusammengetragen. Als eine der wenigen Privatsammlerinnen setzte sich Ingvild Goetz früh und konsequent für das neue Medium Videokunst ein. Mit dieser Position nahm sie eine Vorreiterrolle ein, da es sich bei der Videokunst um technisch komplexe Arbeiten handelt, die oftmals sehr aufwändig zu warten und installieren sind. Ingvild Goetz konnte über die Jahre eine Medienkunstsammlung aufbauen, die auf internationaler Ebene zusammen mit der profilierten, exklusiv auf Medienkunst spezialisierten Sammlung Kramlich [San Francisco] zu den bedeutendsten weltweit zählt.

Das ZKM bietet zum ersten Mal die Gelegenheit, eine große repräsentative Auswahl der Medienarbeiten aus der Sammlung zu sehen: über 70 Videos, Videoinstallationen und Filme werden präsentiert. Der Schwerpunkt der gezeigten Werke konzentriert sich auf aktuelle Produktionen der neunziger Jahre bis heute. Es ist ein persönliches Anliegen der Sammlerin, auch die Arbeiten der ganz »jungen Generation« zu zeigen.

Neue Technologien haben in den letzten 30 Jahren das soziale und gesellschaftliche Leben grundsätzlich verändert. Wir sind konfrontiert mit einer massiven Medienpräsenz in allen Lebensbereichen. Dieser Wandel hat sich auch in der künstlerischen Praxis niedergeschlagen, in der video-basierte Arbeiten als Ausdrucksmittel unserer Zeit mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Die Entwicklung allgemein gesellschaftlich gültiger Fragestellungen aus persönlichen Perspektiven ist der Ansatzpunkt vieler Arbeiten dieser Sammlung. Als psychosoziale Studien stellen sie Fragen nach Zeit, Vergänglichkeit und Erinnerung und bilden im Spiel mit den filmischen Codes einen Gegenpol zur filmischen Produktion à la Hollywood. Sie thematisieren die veränderten Wahrnehmungsstrategien unserer beschleunigten Gegenwart, in welcher Informationen oftmals im schnellen Durchlauf der »fast forward« - Taste abgespult und aufgenommen werden. Das Zuviel an Information erfordert eine selektive Wahrnehmung, die von den jeweiligen persönlichen Interessen geleitet wird.

Viele Künstler der Sammlung Goetz produzieren ihre Arbeiten nicht nur für den »White Cube« des Museums, sondern für das Kino selbst. Aus diesem Grund wird die Ausstellung durch ein umfangreiches Filmprogramm begleitet, das im Medientheater und Vortragssaal gezeigt wird. Ein Highlight wird die Präsentation der »Cremaster«-Serie von Matthew Barney am Eröffnungswochenende darstellen.

Der Katalog zur Ausstellung wird neben Essaytexten eine umfangreiche Dokumentation zu den gesamten Medienarbeiten der Sammlung Goetz enthalten und erscheint in englischer und deutscher Sprache. Pressetext