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29.01.2023 - 18.03.2023
Eröffnung in der Galerie in Schloss Dätzingen: 29.01.2023 11:00-15:30
Es spricht Dr. Günter Baumann.

Who's Afraid of...? / Farbe in der modernen Kunst bis heute

Physikalisch ist es eine nüchterne Erkenntnis, wenn Farben aufs Auge treffen: Wir nehmen sie wahr, wenn Licht in einer bestimmten Wellenlänge auf die Augennetzhaut trifft, von wo aus besondere Sinneszellen Informationen ans Gehirn weiterleiten. Die Wirkung ist allemal gewaltig, wenn auch subjektiv – emotional wie im ästhetischen Sinne. Das Rot lässt beim einen angeregt die Nackenhaare hochstehen, beim anderen ein gespannt wohliges Abendrot-Gefühl hervorrufen. Es kommt auf einen zu, wie das Blau eher den Raum in die Ferne erweitert, das Gelb den Geist belebt oder das Grün ihn besänftigt. Farben halten sich aber nicht an Regeln. Bezeichnenderweise treten unter den rund 70 konkurrierenden Farbsystemen als prominenteste Gegenspieler der Wissenschaftler Isaac Newton und der Dichter Johann Wolfgang Goethe auf. Newton machte uns klar, dass Farben nichts anderes sind als Licht. Und Goethe hatte »nichts dagegen, wenn man die Farbe sogar zu fühlen glaubt«. Klar ist: die Welt wäre weniger schön ohne Farben. Das heißt, die Gegenständlichkeit in der Welt ist, wie sie ist, ihre Farbigkeit entsteht bei der Betrachtung im menschlichen Gehirn, als neurobiologisches Phänomen: eine Illusion. Die Ausstellung betont Farbwelten, die nahezu frei vom Gegenstand bestehen, ja: die ohne Form wirken oder diese bestimmen, auch jenseits der Farbkontraste. Dabei geht es nicht um irgendwelche Ismen, sondern um Farbkosmen zwischen Op Art, Konkreter Kunst und Farbfeldmalerei. Und selbst die gegenständlichen Arbeiten sind nur vordergründig in bestimmten Farben gehalten, meist zwischen Expression und Impression. Wenn wir in dieser Rundschau von rund 100 Jahren mit Arbeiten von mehr als 40 Künstler nicht nur die Farbe in der Kunst, sondern die Farbe als Kunst abbilden, fällt über die wahrnehmungspsychologischen oder symbolischen Aspekte hinweg die pure Lust an der Darstellung von Farbe auf.

Künstlerinnen der Ausstellung
Max Ackermann, Horst Antes, Gerlinde Beck, Jürgen Brodwolf, Thomas Deyle, Rolf-Gunter Dienst, Piero Dorazio, Ralph Fleck, Christoph Freimann, Christoph M. Gais, Winfred Gaul, Rupprecht Geiger, Gottfried Graf, HAP Grieshaber, Cordula Güdemann, Otto Herbert Hajek, Gerhard Hoehme, Adolf Hölzel, Edda Jachens, Martin Klimas, Horst Kuhnert, Joachim Kupke, Camill Leberer, Thomas Lenk, Jan Muche, Georg Karl Pfahler, Platino, Werner Pokorny, Lothar Quinte, Arnulf Rainer, Hans Peter Reuter, rosalie, Martin Bruno Schmid, Hans Schreiner, Peter Sehringer, Reiner Seliger, Luzia Simons, Ferdinand Spindel, Anton Stankowski, Hans Steinbrenner, Anna Tatarczyk, Sibylle Wagner, Ben Willikens und Xianwei Zhu