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Anlass dieser Ausstellung ist die geplante Erwerbung der Sammlung Cremer, die seit 1993 als Leihgabe in der Hamburger Kunsthalle gezeigt wurde. Siegfried Cremer war von 1955 bis 1964 Restaurator am Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld, damals einem Brennpunkt der Gegenwartskunst. Seine zwischen 1957 und 1974 aufgebaute Sammlung enthält hauptsächlich Werke von Fluxus-Künstlern und den Nouveaux Réalistes: Arman, Deschamp, César, Filliou, Koepcke, Paik, Spoerri, Vostell, von Plakatabreißern wie Hains, Villéglé, Rotella, Dufrêne und einen großen Bestand an wichtigen Arbeiten von Dieter Roth. Dazu kommen Werke von Klein, Manzoni, Rainer, usw. Die meisten dieser Werke wurden nicht für eine museale Präsentation konzipiert. Sie sind kleinformatig und spiegeln sowohl formal als auch inhaltlich den Privatcharakter der Sammlung.

Insofern sind sie typisch für die eng mit dem Alltagsleben verflochtene Kunst der 60er Jahre: eine Aktions- und Prozesskunst, deren ausdrückliches Ziel es war, die Grenze zwischen den Handlungsfeldern, zwischen dem, was als Kunst und dem, was angeblich nicht als Kunst betrachtet werden kann, zu überschreiten. Im Einklang mit den tiefgreifenden strukturellen und ideologischen Unruhen dieser Zeit wurde die Kunst der 60er Jahre zur Handlung, zum Eingriff, zum Konzept eines kritischen gesellschaftspolitischen Umgangs mit der realen Umwelt. Sie ist von Brüchen, Experimenten und Kämpfen gekennzeichnet, die sowohl den Status des Kunstwerkes verändert als auch die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst geprägt haben.

Die Ausstellung: cremers haufen. alltag, prozesse, handlungen: kunst der 60er jahre und heute befasst sich mit dieser Geschichte und deren Auswirkungen und konzentriert sich dabei auf die Thematik Kunst und (Alltags-)Leben. Zusätzlich zur Sammlung Cremer wird daher eine Reihe von Schlüsselwerken der 60er Jahre präsentiert – größtenteils aus dem Dortmunder Museum am Ostwall (ehemalige Sammlung Cremer und aus dem Bestand der Sammlung Feelisch). Hinzu kommen Werke der Gegenwartskunst, die innerhalb dieser Problematik agieren: Arbeiten von John Bock, Kirsten Pieroth, Kendell Geers, Tacita Dean, Takehito Koganezawa, Florian Slotawa, Kirsten Mosher, Mike Kelley, Georg Herold, Rosemarie Trockel und anderen.

Seit den frühen 90er Jahren ist bei den jungen KünstlerInnen ein wachsendes Interesse an gesellschaftlichen Themen und kritischen Haltungen zu verzeichnen, wie sie ähnlich bereits in den 60er Jahren formuliert wurden. Ging es jedoch damals grundsätzlich um eine provokative Haltung, so nutzt die Gegenwartskunst das Thema Alltagsleben vor allem als Folie für komplexe subversive Strategien. Anstatt eine "Fusion" der Kunst mit der realen Welt zu erproben, um sie von innen her zu verändern, nehmen die jungen Künstler umgekehrt Elemente des Alltags in ihre Kunst hinein. So beziehen sie sich weniger auf das "Leben" als auf das gesellschaftliche und politische Umfeld.

Die Ausstellung thematisiert also nicht nur die Verknüpfungen der Kunst der 60er Jahre und der Gegenwartskunst mit dem Alltagsleben und deren Auswirkungen auf den Status des Werkes, sondern sie fragt auch nach den Verwandtschaftsverhältnissen dieser Künstlergeneration. Pressetext

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cremers haufen. alltag, prozesse, handlungen: kunst der 60er jahre und heute
Sammlung Cremer mit Arbeiten von Arman , César , Robert Filliou, Arthur Köpcke, Nam June Paik, Daniel Spoerri, Wolf Vostell, Mimmo Rotella, Dieter Roth, Yves Klein, Piero Manzoni, Arnulf Rainer, u.a.
Zusätzlich gezeigt werden Schlüsselwerke der 60er Jahre und Werke der Gegenwartskunst: Arbeiten von John Bock, Kirsten Pieroth, Kendell Geers, Tacita Dean, Takehito Koganezawa, Florian Slotawa, Kirsten Mosher, Mike Kelley, Georg Herold, Rosemarie Trockel, u.a.