press release only in german

Never Ending Stories
Der Loop in Kunst, Film, Architektur, Musik, Literatur und Kulturgeschichte
29.10.2017 – 18.02.2018

Der eigens für die Ausstellung entwickelte Architekturparcours ermöglicht in 14 Kapiteln neben zahlreichen mentalen Rotationen auch räumlich-körperliche Erfahrungen des Loops. Der Bogen der Schau spannt sich vom „Ouroboros“-Oktogon – einer Schatzkammer der Kulturgeschichte – über den „Zen“-Saal bis hin zur quadratisch verspiegelten „Music Hall“. Anthropologisch orientierte Ausstellungskapitel wie „Eros in der Endlosschleife“, „Die Verdauung der Welt“, „Politik: Zwischen Themenkarussell und Teufelskreis“ oder „Architektur ohne Ende“ weiten sich immer aufs Neue zu Kino-, Installations- und Selbsterfahrungsräumen: Großzügige Black Boxes mit Videoloops von Salla Tykkä, Rodney Graham oder Omer Fast treffen auf immersive Rauminstallationen von Douglas Gordon, Ragnar Kjartansson oder Bruce Nauman. Geradezu kontrapunktisch können wir Yayoi Kusamas trancehafte Lichtunendlichkeit auf vier mal vier Metern und Gregor Schneiders ultimativen Raumloop „Bad“ auf mehr als 500 Quadratmetern erleben.

Die selten fokussierte Endlosschleife des Glücks im archetypischen Märchen – „… and they lived happily ever after“ (Nedko Solakov) – trifft im „Loopodrom“ des Kunstmuseums auf die „Zirkelschlüsse und Lesemaschinen“ der Literatur, für die James Joyce, Raymond Roussel und Gertrude Stein, aber auch Johann Wolfgang von Goethe, Georg Büchner und Julio Cortázar Pate stehen. Das Kapitel „Wundermaschine Film“ thematisiert den multimedialen Einsatz des Loops vom ersten Kuss der Filmgeschichte 1896 über Marcel Duchamps hypnotisches „Anémic Cinéma“, entstanden 1925, bis hin zu Thomas Bayrles Film „Loop“ von 2008. „Mensch und Maschine im Kreisverkehr“ vereint Frank B. Gilbreths frühe Arbeitseffizienz-Untersuchungen mit der Samuel Beckett nahen Ineffizienz-Absurdität von Juan Muñoz’ „Living in a Shoe Box“. „Der Künstler im Loop“ bündelt in sich kreisende Selbstreflexionen von Akteuren der Moderne wie Gegenwart. Während Markus Raetz sein von Endlosschleifen durchzogenes Lebenswerk konzentriert verräumlicht, ist dank Max Grau ein fulminanter filmmusikalischer Metaloop zu erleben: Die audiovisuelle Endlosschleife kommentiert sich selbst.

Am Ende der Schau schließt sich ein letztes Mal ein Kreis im Kreis im Kreis … Sandra Filics Sound- und Plattenspielerinstallation „Loop“ lässt immerfort das Knistern, Rauschen und Knacken der Auslaufrille einer Schallplatte hören – medienhistorische Nostalgie und zugleich Leerlauf in Permanenz und Reinkultur: Die Endlosigkeit der letzten Schallplattenrille ist nur ein kleines Signal und doch zugleich das große Finale, wo Form und Inhalt in eins fallen.

DIE KÜNSTLER
Adel Abdessemed, Abramović/Ulay, Francis Alÿs, Rosa Barba, Robert Barta, Thomas Bayrle, Max Beckmann, Joseph Beuys, Michel Blazy, Étienne-Louis Boullée, Marcel Broodthaers, Philip Corner, Julio Cortázar, Attila Csörgő, Salvador Dalí, Wim Delvoye, Jan Dibbets, Marcel Duchamp, Thomas A. Edison, Maurits Cornelis Escher, Juan Esteban Fassio, Omer Fast, León Ferrari, Sandra Filic, Robert Filliou, Fischli/Weiss, Robert Fludd, Frank B. Gilbreth, Douglas Gordon, Rodney Graham, Max Grau, Anton Henning, Seikô Hirata, James Joyce, William Kentridge, Athanasius Kircher, Ragnar Kjartansson, Kraftwerk, Yayoi Kusama, Stanley Kubrick, Claude-Nicolas Ledoux, Tim Lewis, Sarah Lucas, Guillaume de Machaut, Michael Maier, Matthäus Merian d. Ä., Robert Müller, Juan Muñoz, Eadweard Muybridge, Bruce Nauman, OMA, Nam June Paik, Giambattista della Porta, Barbara Probst, Markus Raetz, Bridget Riley, Peter Roehr, Raymond Roussel, Erik Satie, Markus Schinwald, Gregor Schneider, Richard Serra, Shunsô Shôjû, Nedko Solakov, Daniel Spoerri, Gertrude Stein, Donna Summer, Roland Topor, Salla Tykkä, Günther Uecker, Andy Warhol u. a. m.

DER KATALOG
Die Ausstellung wird begleitet von einem umfangreichen Grundlagenwerk in deutscher und englischer Ausgabe, herausgegeben von Ralf Beil, das das vielseitige Thema ebenso wissenschaftlich wie kreativ beleuchtet und darüber hinaus Werkkommentare zu den Exponaten der Schau versammelt. 13 eigens für das Katalogbuch erstellte Essays von Aleida Assmann, Jan Assmann, Ralf Beil, Norbert Bolz, Claudia Dillmann, Michael Glasmeier, Lars Jaeger, Joachim Kalka, Stefan Klein, Peter Kraut, Niklas Maak, Peter Sloterdijk und Franziska Stöhr treffen auf Werktexte von Stephanie Lovász und Michael Schultze sowie Quellentexte von Étienne-Louis Boullée, Julio Cortázar, Johann Wolfgang von Goethe, Kraftwerk, Friedrich Nietzsche, Platon und Simon Reynolds. Der Katalog, gestaltet von Eggers + Diaper, erscheint im Hatje Cantz Verlag. Die Hardcover-Publikation umfasst 360 Seiten mit rund 650 Abbildungen.